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Wer ich bin
Mein Name ist Martin Schriber und ich wohne und arbeite seit 30 Jahren in Winterthur. Schon in frühester Kindheit entdeckte ich meine Faszination für Holz. Ob beim Klettern in den Wäldern, beim Feuer machen oder beim Zusammenbauen von zahlreichen kindlichen Holzkunstwerken.
Durch die regelmässigen Flohmarktbesuche mit meinem Vater, faszinierte mich das bunte Treiben, das Stöbern durch die Marktstände, der Duft vergangener Tage, das Feilschen und Verhandeln immer mehr.
1988 eröffnete ich mit meinem Vater in Winterthur eine Brockenstube. Mit der Zeit fing ich an, an einzelnen Stücken kleine Reparaturen vorzunehmen. Ich fand immer mehr gefallen daran, aus Altem oder Defektem wieder etwas Schönes, Neuwertiges entstehen zu lassen.
Nach und nach wagte ich mich an grössere und komplizierte Objekte und erlernte mit grosser Begeisterung und Hingabe das alte Handwerk des Antikschreiners.
Seit 25 Jahren darf ich meine Passion Leben und noch heute erfüllt mich jeder Auftrag aufs Neue.
Zeitungsbericht Landbote 19.04.2016
Retter altgedienter Lieblingsstücke
Martin Schriber lebt im Gegenentwurf zur heutigen Gesellschaft. In seiner Antikschreinerei in Veltheim richtet er teils über hudertjährige Möbelstücke wieder her – Sekretäre, Stühle oder auch mal einen Spieltisch.
In Martin Schribers Antikschreinerei mitten im Wohnquartier von Veltheim scheint die Zeit stehen geblieben. Das ausgestellte Mobiliar und Porzellan, die Lampen und Bilder sind Zeugen vergangener Epochen und erzählen ihre eigenen Geschichten. So zum Beispiel ein Brienzer Spieltisch von 1880, in dem ein Mühle- und Schachbrett eingearbeitet sind. Gerne würde man wissen, wer hier einmal gesessen und sich nächtelange Schachduelle geliefert hat. Oder der Sekretär aus Nussholz, der aus der Jugendstilzeit stammt und in dessen Geheimfach wohl einst Liebesbriefe aufbewahrt wurden – das möchte man auf jeden Fall glauben.Es sind aber nicht nur die ausgestellten Stücke selber, die eine wohltuende Ruhe ausstrahlen, es ist auch der Patron Martin Schriber, der mit seiner Person dazu beiträgt. Der 45-Jährige wirkt gelöst und im Leben angekommen. Dies hat seinen guten Grund, denn er macht das, was er schon immer tun wollte: alten Möbeln neues Leben einhauchen. «Von der entspannten Atmosphäre sollen auch meine Kunden profitieren und hier einen Moment verweilen», sagt Martin Schriber und lacht. So ist der Schreiner auch meistens für einen Schwatz und einen Kaffee zu haben. Vor allem aber sollen die Besucher hier die Sachen anfassen, spüren und riechen können. «Bei Bestellungen übers Internet, wie sie heute viele tätigen, ist so etwas ja gar nicht mehr möglich.»
Am Anfang war der Trödel
Martin Schriber ist ein Nostalgiker – ein weltoffener, wie er selber betont –, dem alte Werte und deren Erhalt wichtig sind. Der Trend zu Massen- und Billigprodukten ist ihm ein Graus. «Beimir findet man Qualität zu fai-ren Preisen», sagt er. Seit bald30 Jahren restauriert der Winterthurer antike Möbel, und seit 15 Jahren betreibt er seine heimelige Antikschreinerei in Veltheim. Angefangen hat der gelernte Kaufmann einst mit Trödel. Schon als Kind besuchte er mit seinem Vater Flohmärkte und Brockenhäuser, bis sie 1988 ihre eigene gemeinsame Brockenhalle in der Stadt eröffneten. Mit der Zeit begann Martin Schriber an einzelnen Stücken kleine Reparaturen vorzunehmen und fand immer mehr Gefallen daran, aus Altem oder Defektem wieder etwas Schönes und Neuwertiges entstehen zu lassen.
Nach und nach wagte er sich an kompliziertere Objekte und erlernte das faszinierende alte Handwerk des Antikschreiners. Wohlgemerkt autodidaktisch. «Ich habe sehr viel über antike Möbel gelesen und einem befreundeten Schreiner während mancher Jahre über die Schulter geschaut.»
Wenn der Lack weg muss
Martin Schribers Faszination für Holz begann bereits in Kindesjahren beim Klettern im Wald, beim Feuermachen oder beim Zusammenbauen von kindlichen Holzkunstwerken. Heute repariert er hauptsächlich Möbel aus einheimischem Holz. Dabei sind ihm Harthölzer wie Nussbaum am liebsten. In seine Möbel investiert Martin Schriber oft Stunden, die er dem Kunden nicht eins zu eins verrechnen könne, wie er sagt. So auch bei einem Sekretär aus dem Jahr 1890, den er in rund 50 Arbeitsstunden in Einzelteile zerlegt und dann entfettet, gewässert, geschliffen, geölt und wieder zusammengebaut hat. Die Eigentümer des Familienstücks hatten über mehr als hundert Jahre hinweg immer wieder von neuem Lacke aufgetragen, die die ehemalige Holzstruktur des Möbels gänzlich zugedeckt hatten.
Nicht nur grosse Aufträge, auch kleinere Reparaturen sind dem Schreiner jederzeit willkommen. Zum Beispiel Stühle aller Art lässt Martin Schriber wieder in ihrem alten natürlichen Glanz erstrahlen. Gepolstert und mit Stoff überzogen werden sie von Karin Keller Müller. Sie betreibt im alten Dorfkern von Oberwinterthur den Laden «Vive Les Chaises». «Als Team haben Karin und ich schon zahlreiche vergessen geglaubte Möbelstücke wieder zu neuem Leben erweckt», sagt Schriber.
In seinem Laden «Möbel und Einzigartiges» wird auch fündig, wer Uhren, Postkarten, Beschläge, Schlüssel oder sonst etwas Ausgefallenes sucht. Martin Schriber bietet zudem Künst-lern aus der Region die Möglichkeit, in seinen Räumen ihre Sachen in Wechselausstellungen zu zeigen. Aktuell zum Beispiel Schmuck aus Nespressokapseln oder kleine Mitbringsel aus Seifen und Kräutern.
Marc Dahinden